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Multileaf

Trends bei Blattgemüse: Nachhaltigkeit, Gesundheit und Investoren

Wie wird sich Technologie auf unser Geschäft auswirken? Wie hat sich die COVID-Pandemie auf das Verbraucherverhalten ausgewirkt? Und wie hat sich die Dynamik zwischen Salaterzeugern und Risikokapitalgebern entwickelt? In unserem Jubiläumsjahr „20 Jahre Multileaf“ spricht Branchenanalystin Cindy van Rijswick von Rabobank Research Food & Agribusiness über Trends im Bereich Blattgemüse.

Cindy van Rijswijk

Als Branchenexpertin im Bereich Obst und Gemüse sieht Cindy van Rijswick Marktentwicklungen voraus und beurteilt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Sie hat verschiedene Trends in der Salatindustrie festgestellt, von denen einige bereits seit Jahren zu beobachten sind, und andere, die durch die COVID-Pandemie beschleunigt wurden.

Nachhaltigkeit und regionale Beschaffung

Ein wichtiger Trend, der stetig gewachsen ist und sich auf die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Blattgemüse auswirkt, ist laut van Rijswick das Thema Nachhaltigkeit. „Regierungen, Supermärkte und Verbraucher betonen gleichermaßen die Bedeutung von nachhaltig erzeugtem Gemüse, daher obliegt es der gesamten Wertschöpfungskette, deren Anforderungen zu erfüllen.“ Nachhaltigkeit mag derzeit einen Mehrwert darstellen, doch bald schon wird sie einer Betriebslizenz gleichkommen. Für Erzeuger hat dies bedeutende Folgen: Sie müssen ihre Betriebsprozesse den sich verändernden Anforderungen anpassen.

 

Van Rijswick: „Und natürlich obliegt es den Züchtern, Pflanzen anzubieten, die gegenüber einem zunehmend unvorhersehbaren Klima noch resistenter sind. Davon abgesehen glauben wir, dass die sich häufende Zahl der Vorschriften für den nachhaltigen Anbau der Präzisionslandwirtschaft Auftrieb verleihen wird. Dies ist ein wichtiger Schritt für den Umgang mit Risiken und Einschränkungen im Bereich Salat.“

 

Zum Trend der Nachhaltigkeit gesellt sich der wachsende Schwerpunkt auf regional angebauten Produkten. „Obwohl viele Länder im Winter nach wie vor Salat importieren, beobachten wir einen wachsenden Anteil aus regionalen Gewächshäusern. Eisbergsalate, die für den Konsum im Nordwesten Europas bestimmt sind, werden wohl auch in naher Zukunft noch immer in Spanien angebaut werden, aber andere Sorten werden immer häufiger auch unter Glas angebaut.“ Dies wird teilweise durch Ereignisse im Zusammenhang mit der Qualität und Versorgung während der vergangenen Jahre beschleunigt. „Supermärkte haben verschiedentlich eine Verschlechterung der Qualität und des Angebots aufgrund von Starkregenereignissen oder harten Wintern beobachtet. Daher sind sie bereit, für eine stabile und planmäßige Versorgung aus Gewächshäusern mehr zu bezahlen. Speziell, wenn eine zusätzliche Produktkette besteht, die darauf wartet, Produkte zu verarbeiten und verpacken.

 

Darüber hinaus hat der Salatanbau im Gewächshaus noch ganz eigene Vorteile, fügt van Rijswick hinzu. „So benötigt man etwa weniger Pestizide und weniger Wasser und erzielt dabei eine stabile Qualität und längere Haltbarkeit. Und dank Innovationen wie LED-Beleuchtung zum Abtöten von Viren und der Weiterentwicklung von Geschmack oder Farbe bei Gemüse wächst die Vorhersagbarkeit der Qualität und die Versorgung steigt. Wir beobachten jedoch auch, dass Erzeuger zögerlich reagieren und die Ergebnisse anderer abwarten, weil sie die Investmentrendite derzeit für zu niedrig halten.“

E-Commerce und Verbraucherverhalten

Das stetige Wachstum im Bereich E-Commerce und die Digitalisierung bei den Verbrauchern in den letzten 10 Jahren wirkt sich auch im Bereich Salat aus: die Online-Nachfrage ist hier in etwa im gleichen Maß gestiegen wie bei anderen Lebensmitteln. „Es mag eine Weile gedauert haben, bis sich Verbraucher an das Bestellen landwirtschaftlicher Erzeugnisse über das Internet gewöhnt hatten, die COVID-Pandemie scheint dazu jedoch den letzten Ausschlag gegeben zu haben. Und obwohl der Anteil der online bestellten Lebensmittel nur 6 % aller in den Niederlanden gekauften Lebensmittel ausmacht, hat sich dieser im Laufe des vergangenen Jahres verdoppelt. Wir glauben, dass dieser Trend Bestand haben wird. Dies bedeutet, dass Erzeuger und Produzenten andere Arten der Verpackung in Betracht ziehen müssen“, so van Rijswick.

 

Der wachsende Schwerpunkt auf Gesundheit und gesunden Lebensmitteln hat sich durch Corona nochmals verstärkt. „Obwohl man annehmen könnte, dass sich die Menschen gesünder verhalten, sind es tatsächlich Institutionen wie die Regierung, Versicherungsgesellschaften und Einzelhändler, die diese Bewegung beschleunigt haben. Einige europäische Länder haben Nutri-Scores auf verpackten Lebensmitteln eingeführt (und auch in den Niederlanden wird über deren Einführung diskutiert). All dies könnte positive Auswirkungen auf den Absatz von Blattgemüse haben. Es wird jedoch ein langwieriger Prozess in den kommenden Jahren.“

Die anhaltenden Auswirkungen von COVID auf das Verbraucherverhalten

Allgemein ist der Anstieg des Anteils der vorbereiteten und verpackten Salate und Salatmischungen zum Stillstand gekommen. „Im vergangenen Jahr haben die Menschen mehr zu Hause gekocht. Daher wurden mehr ganze Köpfe und Tüten mit Salatmischungen gekauft. Bei den verzehrfertigen Produkten und Fertigmahlzeiten haben wir während der Pandemie einen abrupten Rückgang verzeichnet. Das ist eine deutliche Abweichung vom Muster der vorausgehenden Jahre.“

 

Ob die Effekte durch COVID vorübergehend sind, lässt sich nur schwer beurteilen. „Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Convenience-Produkte ein rasches Comeback erleben. In einigen Märkten wie etwa im Vereinigten Königreich beobachten wir bereits entsprechende Anzeichen. Es gibt jedoch auch eine Reihe struktureller Veränderungen. Da eine große Gruppe von Büroangestellten auch nach der Pandemie weiterhin häufiger von zu Hause aus arbeiten wird, erwarten wir, dass rund 1 Milliarde Mittagessen in der EU nicht mehr im Büro oder unterwegs, sondern zu Hause konsumiert werden. Dies kann Auswirkungen auf bestimmte Akteure in der Foodservice-Branche wie Catering-Unternehmen und Kantinen haben. Wir sind überzeugt, dass sich der Markt für küchenfertige Salate und Salatmischungen erholen wird. Dennoch werden die Auswirkungen der Pandemie länger Bestand haben.“

Van Rijswick erläutert, wie die Pandemie die Innovation ausgebremst hat. „Da Einzelhändler und Restaurants weniger experimentierfreudig waren, glauben wir, dass sich die Auswahl der Sorten reduzieren wird. Und obwohl die Menschen wahrscheinlich bereit sein dürften, beim Kochen zu Hause neue Dinge auszuprobieren, bleibt die Frage, inwieweit dies Verluste von Erzeugern eher außergewöhnlicher Salatsorten ausgleichen wird, die diese aufgrund der Schließung der Restaurants erlitten haben.“

 

Laut van Rijswick werden sich die Erzeuger voraussichtlich gerne an ihre bekannten Sorten halten, um sich nicht dem zusätzlichen Risiko und der Ungewissheit aussetzen zu müssen, die das Ausprobieren neuer Dinge mit sich bringt. „In den vergangenen Jahren richtete sich der Fokus darauf, Verbraucher mit anderen Sorten zu locken. Doch jetzt sollten Züchter ihre Innovationskraft in die Entwicklung von Sorten investieren, die den Erzeugern das Leben erleichtert.“ Dazu gehören etwa die Sorten MultiTeen und Teen Leaf, die so viel resistenter und uniformer und damit leichter maschinell zu ernten sind, was die Arbeitskosten senkt.

Der Einfluss von Risikokapital auf die Blattgemüsebranche

Ein letzter Trend, den wir weltweit beobachten, ist das wachsende Interesse von Risikokapitalgebern an der Produktionskette im Bereich Salate. In Amerika haben Investoren die in der Regel größeren Salaterzeugungsunternehmen bereits seit einer ganzen Weile auf dem Schirm. Wir beobachten nun auch ein aufkommendes Interesse an den europäischen Familienunternehmen und Genossenschaften.

 

„Wir stellen eine Verschiebung in der Art und Weise, wie Unternehmen geführt werden, fest. Früher war der Erzeuger typischerweise auch der Eigentümer, Unternehmer und Verkäufer im Unternehmen. Heute werden vermehrt Aktienoptionen angeboten und Unternehmen neu strukturiert. Familien behalten einen Anteil an ihrem Unternehmen, sind aber nicht mehr unbedingt die Alleininhaber.“

 

Das Interesse des Risikokapitalmarktes an europäischen Unternehmen ist relativ neu und macht es schwierig, den tatsächlichen Einfluss oder Trends präzise zu bestimmen. „Entsprechend unseren Beobachtungen in den Vereinigten Staaten können wir voraussagen, dass mit den Investoren ein neues Management Einzug hält. Sie werden das Geschäft aufskalieren und in Technologie und Risikobeurteilung investieren wollen, um mehr Kontrolle zu erhalten und kontinuierliche Einnahmen zu generieren. Die Branche passt jedoch nicht zur Idee vom schnellen Profit und die Investoren werden sich dessen zunehmend bewusst. Nur Investoren mit einer Affinität für das Produkt werden sich langfristig engagieren.“

Vegetables People Love

Die Motivation von BASF Vegetable Seeds ist es, gesunde Ernährung zu einem Genuss und gleichzeitig nachhaltig zu machen, indem wir Lösungen für den Gemüsebereich anbieten, die die Erwartungen der Verbraucher erfüllen und deren Nachfrage steigern. Dies erreichen wir nicht nur, indem wir mithilfe modernster Züchtungsverfahren verbesserte Sorten entwickeln, sondern vor allem, indem wir eng mit unseren Partnern in der gesamten Wertschöpfungskette für Gemüse zusammenarbeiten. Mit Innovationen, die gesund, nachhaltig und ein Genuss sind, tragen wir proaktiv zur Bereicherung des Gemüseangebots und zur Steigerung des Gemüseverzehrs bei.

 

Angesichts all der zuvor genannten Entwicklungen müssen alle Beteiligten innerhalb der Wertschöpfungskette im Bereich Gemüsesaatgut einen Beitrag zu diesen sich ändernden Gegebenheiten leisten, damit wir alle in der Lage sind, die Bedürfnisse der Verbraucher zu erfüllen. Die nötige Investition und Anpassung wird jeden von uns vor andere Herausforderungen stellen. Gemeinsam sollten wir uns auf die langfristigen Ergebnisse konzentrieren und sicherstellen, dass wir am Ende unser Versprechen halten, Gemüse zu produzieren, das die Menschen lieben. In anderen Worten: Vegetables People Love.

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